Spätes Mutterglück oder warum Clooney gefeiert und Swank kritisiert wird

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Eigentlich sollte der erste Beitrag ein ganz anderes Thema behandeln, aber wie so oft im Leben führte mich der Zufall zu einem Artikel, der mich aufhorchen ließ und darin bestätigte, warum ich Femoana gegründet habe und das Thema Gleichberechtigung von Frauen und Männern so wichtig ist.

Aber der Reihe nach! Die US-Schauspielerin Hilary Swank ist mit 48 Jahren zum ersten Mal mit Zwillingen schwanger. Meine erste Reaktion war Freude, denn für jede Frau, die ein Kind haben möchte und schwanger wird freue ich mich. Natürlich gehört sie zu den Spätgebärenden und Zwillinge sind mit Sicherheit eine besondere Herausforderung, aber das sind Überlegungen und Gedanken, die mich als ausstehende Betrachterin nicht weiter interessieren sollten. Das geht nur Hilary Swank und ihren Partner etwas an! Besonders die kritischen Stimmen und zum Teil anmaßenden Kommentare und Meinungsäußerungen waren erschreckend.  Es ging nicht um Bedenken aus medizinischer Sicht, die eine späte Schwangerschaft für die Gesundheit von Mutter und Kind bedeutete oder um die Lebensveränderung mit gleich zwei Kindern, sondern einzig und alleine um eine Moralpredigt. Der gesellschaftliche Kritikpunkt betraf die Tatsache, dass Hilary Swank zum Ende der Schullaufbahn ihrer Kinder bereits fast 70 Jahre alt sein wird. Das war das größte Problem an diesem doch eigentlich wunderschönen Ereignis. 

Für mich stellt sich die Frage, ob es solche gesellschaftlichen Gedankengänge auch bei George Clooney gegeben hat, der 2017 im Alter von 56 Jahren Vater von Zwillingen wurde? Vermutlich nicht! Aber warum ist das so? Warum wird noch immer zwischen Müttern und Vätern unterschieden? Was ist so schlimm an dem Gedanken, wenn eine fast 70jährige Mutter mit ihrem Kind auf den Schulabschlussball geht? Und warum ist der 70 jährige Vater für Teile der Gesellschaft auf der Abiturfeier scheinbar kein Problem?

Die Gründe dürften vielfältig sein, aber es handelt sich noch immer um ein veraltetes Denkmuster, was sich bis heute leider in so manchen Köpfen festhält und die Frauen und Mütter mit hohen Erwartungen und Wünschen konfrontiert. Die Hauptverantwortung für Kinder und Familie liegt auch im Jahr 2022 überwiegend bei den Frauen. Sie sind es, die nicht nur die Kinder zur Welt bringen und stillen, sondern sich um die Erziehung und das Wohlergehen kümmern sollen. Und das schließt, so scheint es wie im Fall von Hilary Swank, auch den Schulabschluss mit ein. Von einer Mutter wird ein Rundumsorglospaket für die ersten 18-20 Jahre eines Kindes erwartet. Die Gesellschaft, aber auch Politik und Wirtschaft stellen Normen auf, die die Frauen zu erfüllen haben. Ein Beispiel dafür betrifft die tägliche Care-Arbeit, die auch den Haushalt und die Pflege von Angehörigen umfasst und laut Statista für das Jahr 2019 bei den Frauen bei durchschnittlich 5,18 Stunden und bei den Männern bei 2,31 Stunden lag. Von einer Gleichstellung kann somit noch lange nicht die Rede sein! Und Veränderungen finden nur sehr zaghaft und langsam statt. Viel zu bequem scheint dieses ungeschriebene Gesetz, wonach Frauen die Hauptlast der Familien- und Versorgungsarbeit zu leisten haben.

Mit diesem Hintergrund und solch einseitigen Erwartungen ist klar, dass eine späte Schwangerschaft dieses veraltete Erwartungskonstrukt gefährdet und auf wenig gesellschaftlichen Rückhalt stößt. Denn solange Kinder und ihre Erziehung und Versorgung fast ausschließlich mit der Mutter in Verbindung gesetzt werden, verringert sich die Akzeptanz und jede Abweichung von der Norm führt zu einem gesellschaftlichen Aufschrei.