Fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder – und täglich grüßt die fehlende Gleichstellung von Frauen

Quelle: yan krukov (Pexels)

Wäre es nicht so traurig, könnte man fast an den bekannten Film über das Murmeltier und die Zeitschleife denken. Wir haben das Jahr 2024 und die Betreuungssituation für Kinder und die damit verbundenen Auswirkungen auf Eltern und Unternehmen sind nach wie vor extrem schwierig.

Aber beginnen wir erst einmal mit grundlegenden Fakten. Laut den Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren 69 % der Mütter mit minderjährigen Kindern im Jahr 2022 erwerbstätig. Bei den Vätern lag der Anteil bei 92 %.

Noch immer arbeiten 65 % der Mütter in Teilzeit, während die Väter fast ausschließlich in Vollzeit tätig sind (Destatis, 2022). Im Jahr 2019 lag Deutschland bei der Teilzeitquote von Müttern innerhalb der EU auf dem 3. Platz.

Es ist kein Geheimnis mehr, dass Frauen mehr arbeiten wollen, während immer mehr Männer ihre Arbeitszeit gerne reduzieren würden. Doch noch immer bremsen fehlende Strukturen die Möglichkeiten von Frauen aus und sorgen für keine wirkliche Gleichberechtigung.

Nach aktuellen Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und den Berechnungen der Bertelsmann Stiftung fehlen in Deutschland etwa 430.000 Kita-Plätze (Stand 11/2023). Trotz Rechtsanspruch erhalten nicht alle Eltern für ihr Kind einen Kitaplatz und in den meisten Fällen sind es die Mütter, die ihre Arbeitszeiten reduzieren oder im schlimmsten Fall sogar ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen müssen.

Viele Kitas sind inzwischen überlastet und laufen immer wieder im Notbetrieb. Eine Verlässlichkeit für die Kinder und Eltern ist nicht mehr gegeben, wenn kurzfristig die Betreuungszeiten verkürzt oder Gruppen geschlossen werden müssen.

Es fehlt an Personal und die Arbeitsbelastung für die vorhandenen Erzieherinnen und Erzieher ist extrem hoch. Im Jahr 2021 führten die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Hochschule Fulda eine bundesweite Befragung durch. Dabei zeigte sich die große Unzufriedenheit der Erzieherinnen und Erzieher an ihrer aktuellen Arbeitssituation. Über 40 % denken über einen Stellenwechsel nach.

Fakt ist: Ohne ausreichende und qualitative Betreuungsmöglichkeiten wird es keine wirkliche Gleichstellung von Frauen geben! Solange Frauen ihre Arbeitszeiten reduzieren müssen und Führungspositionen aufgrund fehlender flexibler Arbeitszeitmodelle nicht annehmen können, solange werden Mütter im Berufsleben weit zurückgeworfen.

Was wir dringend brauchen sind:

-ausreichende und qualitative Betreuungsmöglichkeiten
-eine Verlässlichkeit auf die vereinbarten Betreuungszeiten
-mehr Geld für gute Bildung
-Aufwertung und Wertschätzung des Berufs der Erzieherin/Erziehers
(Quereinsteiger sind keine Lösung!)
-bessere Arbeitszeitsouveränität
-mehr und gleichberechtigte Beteiligung von Vätern und die Möglichkeit von Teilzeit

Die Betreuung von Kindern ist nicht das Hobby und die private Angelegenheit von Eltern, sondern eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Die gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Folgen dieser Krise dürfen nicht unterschätzt werden und wir benötigen dringend eine verlässliche Situation in der frühkindlichen Bildung.