Der gesellschaftliche Druck auf Frauen und Mütter

Quelle: tima miroshnichenko (Pexels)

Mütter sind innerlich oft zerrissen und dann kommen noch die Kommentare von außen!“

So die Aussage einer zweifachen Mutter, die ich interviewen durfte. Dieser Satz brachte mich zum Nachdenken. Ich erinnerte mich an die erste Zeit mit meinem eigenen Sohn und meinem schwierigen Spagat zwischen der neuen Rolle als Mutter und meiner Verantwortung meinen Kundinnen und Kunden gegenüber. Oft fühlte ich mich schlecht, wenn ich einen halben Tag nicht Zuhause war. Dabei war mein Sohn in einer liebevollen und fürsorglichen Betreuung und doch nagte das schlechte Gewissen an mir. Während ich arbeitete und wenn ich bei meinem Kind war. Befeuert wurden meine Gefühle von Nachbarn, fremden Menschen und anderen Müttern, die mich als selbstständige Mutter immer wieder bewerteten und ungefragt ihre Meinung mitteilten.

Für Frauen und Mütter setzte der äußerliche Druck lange vor dem ersten Kind ein! Sobald eine Frau das gebärfähige Alter erreicht hat, beginnt eine gesellschaftliche Erwartungshaltung und die immer wiederkehrende Frage nach dem Kinderwunsch. Noch immer wird diese Frage überwiegend Frauen gestellt, während Männer nur selten zu ihrer persönlichen Familienplanung äußern müssen.

Eine gewollte Kinderlosigkeit ist eine persönliche Entscheidung und doch müssen sich die meisten Frauen für ihren Entschluss rechtfertigen. Die Duale Hochschule Gera hat in einer Studie (2022) über gewollt kinderlose Frauen zeigen können, wie groß die gesellschaftliche Bevormundung und Erwartungshaltung an Frauen ist. Dabei gaben 68 % der befragten Frauen an, unter einem enormen Rechtfertigungsdruck durch Außenstehende zu leiden.

Entscheidet sich eine Frau für ein Kind und wird schwanger, steht sie bei der Wahl der Geburt, der Frage nach dem Stillen und der passenden Erziehungsmethode unter ständiger gesellschaftlicher Beobachtung. Immer wieder müssen sich Mütter mit Kritik auseinandersetzen und erhalten ungefragte Ratschläge von fremden Menschen und anderen Müttern. Bei einer Forsa-Umfrage (2019) wurde dies eindrucksvoll mit Zahlen belegt. 77 % der Mütter erlebten bereits Kritik an ihrem Umgang mit dem eigenen Kind und ihrem Erziehungsstil.

Einer der Gründe liegt in veralteten Rollenmustern und Klischees. In den Köpfen vieler Menschen ist die Mutter immer noch alleine für Kinder und Care-Arbeit zuständig. Dank dem Fortschritt des Feminismus und mehr Gleichberechtigung werden Frauen emanzipierter und sehen ihre Lebensaufgabe nicht mehr nur als Mutter, sondern sie wollen Familie und Beruf vereinbaren. Doch leider wird Müttern das Leben unnötig erschwert. Fehlende Betreuungsplätze und flexible Arbeitszeitmodelle, zu wenig Unterstützung durch Väter und zu hohe gesellschaftliche Erwartungen erschweren Müttern den Alltag.

Die Journalistin und Chefredakteurin des feministischen Online-Magazins Edition F, Mareice Kaiser, hat in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur eine sehr gute Aussage zur Situation und dem Druck auf Mütter getroffen. Zitat: „Moderne Mütter müssen alles sein. Auf der einen Seite soll man die selbstaufopfernde Mutter sein (…), dann aber auch gern mit Erwerbsarbeiten ein bisschen Karriere machen (…). Der Körper soll nach der Geburt bitte auch nicht so aussehen, als hätte er ein Kind bekommen. Es sind einfach sehr, sehr viele Ideale, die da zusammenkommen.“

Was können wir ändern?
Wir sollten den Fokus nicht mehr alleine auf Frauen und Mütter legen, sondern Väter in unsere Sichtweise mit einbeziehen. Erwerbsarbeit, Care-Arbeit und Mental-Load gerechter verteilen und so die einseitige Belastung der Mütter senken. Frauen und Müttern keine Schuldzuweisung geben, keine überzogene Erwartungshaltung erzeugen, sondern sie ermutigen und ihnen echte Wertschätzung zukommen lassen. Dies gilt besonders unter Müttern! Zeigt Toleranz, schaut aus eurer eigenen Bubble und urteilt nicht über andere Mütter. Mehr Miteinander und weniger gegeneinander!