Diversität im Arbeitsschutz – das Problem mit persönlicher Schutzausrüstung von Frauen

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Persönliche Schutzausrüstung (PSA) kommt, wie der Name bereits verrät, überall dort zum Einsatz, wo eine Person in ihrer beruflichen Tätigkeit geschützt werden muss. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn mit giftigen Substanzen, in großer Höhe oder mit kranken Menschen gearbeitet wird. Dabei werden u.a. Schutzkleidung, aber auch Sicherheitsschuhe, Atemschutzgeräte, Schutzbrillen oder -helme verwendet. Diese Sicherheitsvorkehrungen finden sich besonders im Bauwesen, im Gesundheitsbereich, Handwerk und bei der Feuerwehr/Katastrophenschutz. Laut einer Erhebung von INSEE gab es im Jahr 2016 87 Berufsgruppen, in denen PSA zumeist getragen werden muss. Dabei gab es nur 8 Gruppen, die über ein ausgeglichenes Verhältnis von Frauen und Männern verfügten, während die anderen Berufsgruppen mehr oder überwiegend von Männern dominiert wurden. Ein Grund, warum das Augenmerk bei der Entwicklung und Herstellung von PSA auf Männern liegt.

Nun weiß jeder, der schon einmal eine neue Hose für sich selber kaufen wollte, wie schwierig die Suche durch die verschiedenen Passformen und individuellen Merkmale sein kann. Um einiges komplizierter wird es, wenn die Herstellung von PSA immer noch überwiegend auf Männer ausgelegt ist. Denn die Körper von Frauen und Männer unterscheiden sich. So haben Frauen eine andere Ausprägung im Brust-, Hüfte- und Oberschenkelbereich, während sie im Gegensatz zu Männern eine schmalere Taille besitzen. Die meisten Frauen sind auch kleiner als Männer und benötigen somit einen anderen Schnitt in der PSA.

Der Anteil an Frauen in von Männern dominierten Berufen nimmt immer weiter zu und damit bedarf es auch einer größeren Vielfalt auf dem Markt der PSA. Einige Hersteller haben dies inzwischen erkannt und bieten nicht nur an den Körper der Frau angepasste und funktionale Schutzkleidung an, sondern vernachlässigen auch den optischen Aspekt nicht. Doch noch immer trifft dies nicht auf alle Hersteller und alle Bereiche der PSA zu.

Ein Beispiel betrifft die Feuerwehr. Ich selber war Anfang der 2000er Jahre einige Jahre Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und erste Frau in unserer Wehr. Damals gab es noch keine Unterscheidung zwischen Frauen- und Männerkleidung und so musste ich mit Hemden, Hosen und Jacken in einer für mich völlig unpassenden Pass- und Schnittform meinen Dienst verrichten. Inzwischen hat sich zum Glück einiges geändert und die Feuerwehr bietet zumindest die Tagesdienstbekleidung in Damengrößen an. Im Bereich der speziellen Schutzkleidung müssen jedoch noch immer viele Frauen auf Herrengrößen ausweichen, die natürlich bei schlechter Passform auch zu einem Sicherheitsrisiko für die Frau werden kann. Die Bekleidung für den Einsatz zur Brandbekämpfung kann nicht einfach umgenäht und gekürzt werden, weil dabei die besonderen Eigenschaften der Schutzwirkung aufgehoben werden könnten. Selbst Hersteller haben dieses Problem inzwischen erkannt und bieten in vielen Fällen spezielle Damenbekleidung als Sonderbestellung an. Als Standardangebot ist die PSA für Frauen aufgrund des niedrigen Frauenanteils in der Feuerwehr oft noch nicht vorgesehen. Ob ein solcher Service für Feuerwehrkameradinnen genutzt wird, liegt in der Hand der entsprechenden Führungspersonen und der Kostenträger. Ein positives Beispiel bietet die Feuerwehr München, die 2021 alle Mitglieder ihrer Wehr neu vermessen und auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Kleidung anfertigen ließ.

PSA muss entsprechenden Normen unterliegen und diese beruhen oft auf Durchschnittswerten. Doch gerade das Unfall- und Verletzungsrisiko steigt mit einer unpassenden Berufskleidung. Manche Hersteller von PSA haben inzwischen eigene Kollektionen für Frauen herausgebracht, die jedoch zum Teil immer noch auf den alten „Männermodellen“ beruhen und nur in kleineren Größen hergestellt werden. Dabei wird völlig der Tragekomfort und die Ergonomie von Frauen vergessen. Andere Hersteller sind weiter und wissen, wie wichtig passende PSA für die Vermeidung von Unfällen oder Erkrankungen und dem eigenen Wohlbefinden während der Arbeit ist.

Will man Frauen wirklich für von Männern dominierten Berufen gewinnen, muss neben den vielen anderen Voraussetzungen auch eine Modifizierung der PSA stattfinden und Frauen das Gefühl gegeben werden, dass sie nicht nur „kleinere Männer“, sondern ernst genommene Mitarbeiterinnen und Kolleginnen sind.