Noch vor einiger Zeit wurde über den weiblichen Zyklus öffentlich nicht geredet. Frauen mussten mit hormonellen Schwankungen, ihrer monatlichen Menstruation oder der Menopause alleine fertig werden und das gesamte Thema wurden als „Frauenproblem“ belächelt. Doch dieses „Frauenproblem“ kostet die Wirtschaft richtig viel Geld. Laut den Daten von Consulting aus dem Jahr 2020 belaufen sich die Kosten durch den menstruationsbedingten Produktionsverlust auf jährlich mehr als 107 Milliarden Euro in der Europäischen Union.
Zum Glück wächst seit einigen Jahren das öffentliche Interesse in der Gesellschaft und Wirtschaft am weiblichen Zyklus und es beginnt eine langsame Enttabuisierung. Frauen erhalten immer mehr niedrigschwellige Informationsangebote und Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Auch die Wirtschaft erkennt inzwischen die Besonderheiten des weiblichen Körpers und seiner einzigartigen Funktionsweise. Dies betrifft die Diskussionen um den „Menstruationsurlaub“, die besonderen Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren oder die optimale Nutzung und Unterstützung durch den weiblichen Zyklus.
Besonders im Leistungssport haben Frauen immer wieder mit den negativen Auswirkungen durch ihre Menstruation zu kämpfen. Die meisten Studien im Bereich Leistungssport und Sportmedizin werden mit Männern durchgeführt und es liegen kaum Daten über den hormonellen Einfluss von Sportlerinnen vor. Dabei wirkt sich der Zyklus auf die Leistungsfähigkeit von Frauen aus und sorgt z.B. laut dem Orthopaedic journal of sports medicine (2017) für Veränderungen des Östrogenspiegels und damit zu einem höheren Verletzungsrisiko von Bändern und Sehnen um den Eisprung, während die Leistungsfähigkeit in der ersten Zyklushälfte deutlich gesteigert ist.
Die meisten Frauen wünschen sich einen offenen Umgang mit dem Thema Menstruation und einen zyklusgerechten Arbeitsalltag. Dort, wo es möglich ist, sollten Frauen während ihrer Menstruation die Möglichkeit erhalten, im Homeoffice zu arbeiten, die Arbeitszeit zu reduzieren oder sich auch unkompliziert abmelden zu können. Dafür profitieren die Unternehmen in anderen Phasen des Zyklus von der starken Frauenpower und kreativen Mitarbeiterinnen.
Die Unternehmen können Frauen nicht nur mit „Menstruationsurlaub“ unterstützen, sondern besonders mit einer offenen und verständnisvollen Kommunikation, mit kostenlosen Menstruationsprodukten und mehr Privatsphäre auf den Damentoiletten. Im Rahmen des Gesundheitsmanagements sollte es zur Normalität werden, die Mitarbeiterinnen mit transparenten Regelungen zu unterstützen und so eine echte Gleichberechtigung zu ermöglichen. Davon profitieren nicht nur die Unternehmen, sondern alle Mitarbeiter und vor allem die Frauen, die endlich zu ihrer Menstruation und den damit verbundenen Vor- und Nachteilen stehen können.