Frauen und MINT-Berufe

Quelle: Ernesto Eslava auf Pixabay

In den sogenannten MINT-Berufen sind Frauen noch immer in der Minderheit. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Bereiche, in denen dringend neue Fachkräfte gesucht werden und die noch immer deutlich von Männern dominiert werden. Nur 15,3 % Frauen arbeiten laut dem MINT-Herbstreport in einem solchen Beruf (Stand 2020).  Die Problematik der fehlenden Begeisterung von vielen Mädchen und Frauen für MINT-Berufe beginnt bereits in der Schule. Als Beispiel dient eine Auswertung aus dem Jahr 2020 über die Leistungskurse in NRW und zeigt interessamte Ergebnisse. Der beliebteste Leistungskurs unter den Schüler*innen ist Englisch (40,9 %), gefolgt von Deutsch (33,2 %) und danach folgen auf Platz 3 Mathematik (32,6 %) und Biologie (20,2 %) auf Platz 4. Unterteilt man nun die Leistungskurse nach Jungen und Mädchen, so ergibt sich folgende Reihenfolge:

                                         Jungen                                                                                                                                         Mädchen          

 

Fach

%

Fach

%

1

Mathematik

43,3

Englisch

44,8

2

Englisch

36,1

Deutsch

41,7

3

Deutsch

22,6

Mathematik

24,0

4

Erdkunde

20,6

Biologie

22,6

5

Biologie

17,2

Pädagogik

18,7

Die Ergebnisse der Leistungskurse zeigen sehr gut, dass das Interesse an MINT-Fächern bei Jungen deutlich größer und bei den Mädchen nicht so stark ausgeprägt, aber grundsätzlich vorhanden ist. Wirft man nun einen Blick auf die MINT-Studienfächer und die dortige Geschlechterverteilung, zeigt sich ein ähnliches Bild. Laut den Daten des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2021 lag der Frauenanteil bei den Studienanfängerinnen in einem MINT-Fach bei 34,5 %. Im Vergleich dazu betrug im Jahr 2001 der Frauenanteil noch 30,8 %, was eine leichte Steigerung bedeutet. Den höchsten Anteil an Frauen findet sich übrigens im Studiengang Innenarchitektur mit stolzen 88,2 %, während nur 21,8 % Informatik wählten. Als Schlusslicht rangiert das Studium in Stahlbau mit gerade einmal 2,2 %. Schaut man sich die Zahlen für eine Promotion in einem MINT-Fach an (Destatis 2021), zieht sich das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern weiter durch. Während in Biologie der Frauenanteil sogar höher und in Pharmazie fast ausgeglichen zwischen Doktoranden und Doktorandinnen ist, sind es in den restlichen Fächern und ganz besonders in Physik, Informatik und Maschinenbau deutlich höhere Anteile von männlichen Studenten.

Aber ein fertiges Studium in einem MINT-Fach bedeutet noch lange nicht, dass Frauen auch in einem solchen Beruf als Fachkräfte arbeiten. Nach einer SOEP-Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) arbeiten nur 56 % der Frauen 5 Jahre nach einem erfolgreichen Studium noch in einem MINT-Beruf (Männer 70 %). Zu den Gründen gibt es eine Studie aus den USA und die Ergebnisse deuten vor allem auf das männlich dominierten Berufsfeld als Hauptproblem hin, welches die Arbeit der Frauen erschwert und zu einem Tätigkeitswechsel führt. Fehlende weibliche Führungskräfte spielen in den MINT-Berufen einen weiteren Faktor für die geringe Beschäftigungszahlen von Frauen. Dazu gehört auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Elternzeit und Teilzeitbeschäftigung. Ohne weibliche Vorbilder und mit alten Rollenmustern wird den Frauen der Einstieg und die dauerhafte Beschäftigung in einem MINT-Beruf erschwert und führt schließlich in vielen Fällen zu einer Umorientierung. Mit jeder Frau, die einen MINT-Beruf wieder verlässt, fehlen neue, potentielle weibliche Führungskräfte und wichtige Vorreiterinnen für die nächste Generation an Frauen.

Doch was kann durch Wirtschaft, Politik und Gesellschaft getan werden, um Frauen für einen MINT-Beruf zu begeistern? Es braucht jede Menge Aufklärung und Initiativen, um Mädchen und Frauen die Faszination, aber auch die vielfältigen Möglichkeiten in der MINT-Branche näher zu bringen. Bereits in den Schulen sollten Mädchen sich viel mehr ausprobieren und mit weiblichen Vorbildern aus dem MINT-Bereich in Kontakt kommen können. Der Girls-Day ist dazu ein Anfang, der weiter ausgebaut werden muss. Oft sind es falsche Erwartungen an diese Berufsbranche, die Mädchen vor der Wahl eines MINT-Faches als Leistungskurs oder einem Studium abhalten. Der normale, oft trockene und wenig auf die praktische Anwendung gezielte Unterrichtsstoff in den Schulen benötigt eine dringende Erneuerung, um das Interesse der Mädchen für Technik und Naturwissenschaften zu wecken. Will man diese für MINT gewinnen, braucht es positive Anreize und Zukunftsaussichten. Dazu gehört nach dem Studium eine Struktur, die es den Frauen ermöglicht, Kind und Beruf gesichert und unkompliziert in Einklang zu bringen. Wie in vielen anderen Bereichen, benötigt auch die MINT-Branche mehr weibliche Führungskräfte und gemischte Teams, die eine ganz andere Dynamik erzeugen und auf die Bedürfnisse und Stärken von Frauen eingehen. Das Argument, das Frauen mit Technik nichts zu tun haben wollen, ist längst ein überholtes Klischee. Nun ist es an der Zeit, Frauen zu ermutigen und ihnen den Weg in die MINT-Berufswelt zu ermöglichen.