Birgit Hahn

Birgit Hahn ist 51 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf im Hunsrück. Umgeben von einer idyllischen Natur und nur wenige Kilometer von der Mosel entfernt, haben sie und ihre Familie sich ein kleines Paradies erschaffen. Vor einigen Jahren kauften sie ein altes Haus und bauten es liebevoll in Ferienwohnungen und das eigene Zuhause um. An diesem ruhigen Ort leben sie zusammen mit ihren Tieren ein bewusstes und entschleunigtes Leben, was so vor einigen Jahren noch nicht denkbar gewesen wäre. 

Birgit kommt ursprünglich aus dem Hunsrück, nur ein paar Kilometer von ihrem jetzigen Zuhause entfernt. Doch wie viele junge Menschen fehlte auch ihr nach der Schule die Vorstellung oder Idee, was sie beruflich einmal machen wollte. Aus diesem Grund entschloss sich Birgit nach dem Realschulabschluss zuerst für eine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel, gefolgt von dem Fachabitur und schließlich ging es nach Duisburg, wo sie Sozialwissenschaften studierte. Durch eine Klausur in Statistik entdeckte Birgit ihren Spaß an den quantitativen Methoden und schrieb ihre Diplomarbeit in diesem Fachgebiet. In der Marktforschung fand sie eine spannende neue Aufgabe und selbst die langen Arbeitstage oder mehr als 40 Wochenstunden im Büro konnten ihr die Freude an der Arbeit nicht nehmen. 

Rückblickend betrachtet, so sagt Birgit heute, hätte sie vielleicht bei ihrem damaligen Arbeitgeber in der Marktforschung bleiben sollen, doch für den eigenen Werdegang und eine neue berufliche Entwicklung wechselte Birgit zu einer Mediaagentur, die sich als innovatives und modernes Unternehmen präsentierte. Das weckte das Interesse von Birgit und sie merkte erst zu spät, wie schlecht und vergiftet das Arbeitsklima bei ihrem neuen Arbeitgeber war. Meetings wurden zum Albtraum, Mobbing war an der Tagesordnung und der Kampf unter den Mitarbeiter*innen, die eigene Haut zu retten und nicht in Ungnade mit der Führungsetage zu fallen, setzten ihr immer stärker zu. Die Arbeit belastete sie mit jedem Tag mehr und ein schneller Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber gestaltete sich aufgrund der kleinen Spezialbranche als schwierig. Die berufliche Sackgasse erzeugte einen Berg aus Perspektivlosigkeit. Als Schlüsselmoment bezeichnet Birgit einen Morgen, an dem sie wie immer zur Arbeit fuhr, doch diesmal war etwas anders. Sie konnte die Autobahnabfahrt nicht nehmen. Wie paralysiert saß sie in ihrem Auto und der Gedanke, wieder in diese Arbeitshölle fahren zu müssen, versetzte sie in Flucht. Statt auf die Arbeit fuhr sie an diesem Tag zu ihrer Mutter in den Hunsrück und sortierte das wilde Durcheinander von Gefühlen und Gedanken in ihrem Kopf. Sie kam zur Ruhe und überlegte, wie es mit ihrem Leben und der Arbeit weitergehen sollte. Birgit wusste noch immer nicht genau, wo ihre berufliche Reise hingehen sollte, aber der zentnerschwere Druck, der lange auf ihr gelastet hatte verschwand und sie blickte zuversichtlich in die Zukunft.

Von diesem Moment an, nahm sie ihr Schicksal selber in die Hand, aktivierte alte Kontakte und Netzwerke in der Marktforschung und fand schließlich einen Weg in die freiberufliche Tätigkeit, die ihr interessante Projekte ermöglichte. Dabei zeigte sich sehr deutlich, dass sie mit der gewonnenen Freiheit und Selbstständigkeit ihr Arbeitspensum viel effektiver selber bestimmen und eine Familienplanung auf einem realistischen und sicheren Fundament stehen konnte. Im angestellten Verhältnis hätte sie nur schwer in Teilzeit arbeiten können und auf die Hilfe von Großeltern konnten sie und ihr Mann nicht zurückgreifen. 2005 wurde ihre Tochter geboren und Birgit organisierte sich neu mit ihrem Kind. Mit Hilfe einer Tagesmutter und einer flexiblen Aufteilung ihrer Arbeitszeit in die Abend- und Wochenendstunden, wenn ihr Mann die Tochter betreute, gelang es ihr den beruflichen Anschluss nicht zu verlieren.
2008 folgte die Geburt ihres Sohnes und mit ihm trat zu Beginn eine Verschärfung der Betreuungssituation ein, die sie und ihren Mann manchmal an die persönlichen und zeitlichen Grenzen brachte. Doch mit einer Portion Mut und guter Organisation klappte es und Familie und Beruf stärkten sich gegenseitig.

Einige Jahre später erlebte Birgit wieder einen dieser wichtigen Schlüsselmomente in ihrem Leben.
Durch Zufall wurde sie auf das Homestaging aufmerksam. Häuser oder Wohnungen neu zu gestalten
und sich kreativ ausleben zu können reizte Birgit, die nach einer entsprechenden Weiterbildung sich
im Bereich der Inneneinrichtung und -verschönerung selbstständig machte. Sie war in ihrem Element
und die ersten erfolgreichen Aufträge ließen nicht lange auf sich warten. Ein ganz besonderes Projekt
war das von ihrem Schwiegervater geerbte Haus, welches sie komplett neu und geschmackvoll
einrichtete und als Ferienhaus an Freunde und Verwandte vermietete. Zu diesem Zeitpunkt flackerte
bei ihr und ihrem Mann etwas auf, was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig einordnen konnten.
Es war ein Gefühl, eine Sehnsucht, aber der Rest blieb ihnen noch verborgen.
Nachdem ihr Mann, der 30 Jahre Angestellter im öffentlichen Dienst war, den großen Wunsch nach
Veränderung realisierte, sahen die Beiden eine große Chance, die sich ihnen bot. Sie konnten noch
einmal komplett neu anfangen. Gemeinsam kehrten sie dem Rhein-Main-Gebiet den Rücken und
gingen zurück in den Hunsrück. Das geerbte Haus hatte Birgit gezeigt, dass sie über das nötige Können und die Kreativität verfügte. Sie erkannte, wieviel Spaß und Freude ihr die Rolle der Gastgeberin machte und so entstand die Idee von eigenen Ferienwohnungen und einem Leben mit
Tieren. Birgit und ihr Mann legten ihren finanziellen Rahmen fest und entwickelten aus der anfänglich zarten Idee einen professionellen Businessplan. 

Sie besichtigten zahlreiche Häuser, verglichen Standorte und führten viele Gespräche mit ihrem Architekten. Und dann folgte so etwas wie Fügung. Sie standen vor einem alten, sanierungsbedürftigen Haus und doch wussten sie, dass dies ihr neues Zuhause und ihre Zukunft sein würde. Angst machte Birgit noch die Reaktion ihrer Kinder, aber diese Sorge stellte sich später als unbegründet heraus. Sie fanden schnell Anschluss und neue Freunde und bekamen etwas, was andere Kinder nicht hatten: unbeschwerte Freiheit. In ihrem kleinen Dorf im Hunsrück erlebten sie eine kleine Zeitreise zurück in eine Welt, in der es noch Gemeinschaft gab und die sich nicht über die Karriere und den persönlichen Besitz definierte. Hilfsbereitschaft und Naturverbundenheit zählten hier und dieses Miteinander und Getragen werden in der Gemeinschaft fühlte sich richtig an. Birgit und ihr Mann sind heute vollwertige Partner in ihrem Projekt. Sie versorgen die Tiere und betreuen die Gäste gleichberechtigt und unterstützen sich gegenseitig in der Selbstständigkeit. Für die Zukunft, als Perspektive und Ergänzung kann sich Birgit eine zeitlich begrenzte Tätigkeit in der Marktforschung wieder vorstellen. Aber immer im Einklang mit ihrem neuen Leben. Denn dieses pragmatische und entspannte Leben im Gleichgewicht mit den Tieren und der Natur, das Dorfleben und die Menschen in ihrer Umgebung möchte sie nicht mehr hergeben. Birgit ist sich sicher, dass viele Menschen nicht wirklich glücklich und im Leben angekommen sind. Ständiges Wachstum, immer höhere Ziele und Konsum erzeugen einen wahnsinnigen gesellschaftlichen Druck auf das Individuum. Es sind die hohen eigenen und von außen herangetragenen Erwartungen, denen die Menschen nicht immer gerecht werden können. Das soziale Miteinander, wie sie es bei sich im Dorf kennengelernt hat ist eine sehr große Bereicherung und lässt sie ankommen. Im hier und jetzt! Durch ihre Lebenserfahrung sieht sie besonders junge Mütter unter einem enormen Druck stehen. Gerade in ihrer Branche, der Marktforschung, ist eine Teilzeitarbeit nur schwer möglich. Sie würde sich wünschen, dass Gleichstellung wirklich umgesetzt wird. Das Mütter und Väter sich die Erwerbs- und Heimarbeit gerecht aufteilen können und von der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft unterstützt werden. 

Und nicht zuletzt ist die Zeit mit Kindern kostbar, weshalb es so wichtig ist, dass Frauen eine wirkliche Wahl haben, ob sie Voll- oder Teilzeit arbeiten wollen oder können. Dazu gehören auch bessere Gehälter in den noch immer von Frauen schlechter bezahlten Berufen und eine gute Aufteilung der Arbeitszeit auf beide Eltern (Stichwort 4 Tage Woche für Eltern). Wenn ihr das kleine Paradies von Birgit einmal besuchen wollt, dann schaut gerne bei ihr auf der Homepage vorbei: www.landhof-lieg.de