Kristin Frosch

Quelle: Kristin Frosch

Kristin ist 40 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in Mecklenburg-Vorpommern, wo sie als Polizistin arbeitet. Außerdem ist sie Personalrätin und Landesvorsitzende der Frauengruppe der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Mecklenburg-Vorpommern. Bereits nach ihrem Schulabschluss wollte Kristin zur Polizei gehen, doch erfüllte sie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht die erforderliche Mindestgröße. Aus diesem Grund absolvierte sie eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten und war sehr erleichtert, als sich die Anforderungen für den Polizeidienst änderten und sie 2002 ihre Ausbildung in
ihrem Traumberuf beginnen konnte.

Ihre ersten Erfahrungen mit fehlender Gleichstellung von Frauen und Männern innerhalb der Polizei musste Kristin während ihrer Zeit bei der Bereitschaftspolizei machen. Die für die Einsätze notwendigen Schutzausrüstungen berücksichtigten nicht die anatomischen Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Als zierliche Frau musste sie sich mit nicht passender und viel zu großer Ausrüstung arrangieren. Sie biss die Zähne zusammen und hat auch unter diesen schwierigen Bedingungen anspruchsvolle Einsätze wie z.B. in Gorleben oder im Schanzenviertel in Hamburg bestritten. 2005 wechselte sie zu den Spezialeinheiten (u.a. Observationen, verdeckte Einsätze, Verhandlungen). Dort war ihre kommunikative Stärke bei der Deeskalation von gewalttätigen Auseinandersetzungen gefragt. Nach einiger Zeit übernahm sie eine Führungsposition und konnte von ihrer hohen Empathie und Kommunikationsfähigkeit profitieren, ohne Menschen zu manipulieren.

Quelle: Kristin Frosch

Inzwischen ist Kristin Personalrätin beim Landeskriminalamt (LKA) in Mecklenburg-Vorpommern und setzt sich beim Thema Gleichstellung für den Dialog mit Männern ein, da sich auch in der Polizei Klischees über Frauen und Geschlechterstereotype sehr hartnäckig halten. Nach einem Gespräch mit ihrer Führungskraft über den eigenen Kinderwunsch war ihr deshalb klar, dass sie sich verstärkt für Frauen und deren Rechte innerhalb der Polizei einsetzen wollte. Sie lernte, sich durchzusetzen und sich Gehör zu verschaffen, um die Perspektiven von Frauen klar zu kommunizieren. Dies kann nur die Frau selbst, da sie genau weiß, wo die Probleme und Schwierigkeiten sind und Lösungen aufzeigen. Die Polizei ist nach wie vor eine besonders maskuline und hierarchisch geprägte Organisation. Für Änderungen und Neuerungen bedarf es sehr viel Austausch, Kraft und Vernetzung. Kristin und ihre Kolleginnen müssen stets präsent sein. Das ist mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht immer einfach ist. Während die männlichen Kollegen zeitlich deutlich flexibler sind, müssen Polizistinnen, wenn sie Mütter sind, ihre Arbeitszeiten mit den Betreuungszeiten für das eigene Kind abstimmen. Bei einem Beruf, wo spontan immer wieder Einsätze dazwischenkommen, ist das keine leichte Aufgabe.

Sexuelle Belästigung innerhalb der Polizei ist noch immer ein Tabuthema und vor allem ein strukturelles Problem. Die Hierarchie und eine in Teilen toxische Führung begünstigen Situationen dieser Art, die gerne bagatellisiert oder ganz verschwiegen werden. Für Kristin steht fest, dass sich solche Probleme nur lösen lassen, wenn es deutlich mehr weibliche Führungskräfte in der Polizei gibt. Weibliche und männliche Führungskräfte müssen sich gemeinsam für flache Hierarchien und mehr Chancengleichheit von Frauen und Männern einsetzen. Es braucht ein Klima, das sexuelle Belästigungen und Übergriffe keinen Raum mehr lässt.

Quelle: Kristin Frosch

Wenn Kristin an die Zukunft denkt, so macht sie sich große Sorgen. Sie kennt rechtsextreme Strömungen, die besonders in Krisenzeiten und gesellschaftlichen Umbrüchen wegen ihres Populismus erstarken, wie aktuell auch in ganz Deutschland zu beobachten ist. Das damit verbundene erhöhte Einsatzaufkommen bleibt nicht ohne Auswirkungen. Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen fühlen sich nicht mehr wertgeschätzt – weder in der Ausstattung, dem Gehalt, noch im Rückhalt durch die Politik. Hinzu kommen die unzureichende Personalstärke und die vielen Überstunden, die zu einer großen Mehrbelastung führen. Mehr als je zuvor braucht es den Dialog und eine echte Gleichstellung.

Wenn ihr gerne mehr Einblicke in die Arbeit von Kristin und der Gewerkschaft der Polizei haben möchtet, dann schaut gerne einmal auf der Website vorbei: gdp.de/mv