Für die wenigsten Männer stellt sich die Frage nach Kind oder Karriere. Sie können beides erreichen. Dies liegt zum einen an den biologischen Voraussetzungen, denn sie müssen ihre Erwerbstätigkeit nicht für eine Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit unterbrechen. Zum anderen arbeiten die meisten Väter mit einem Kind unter 3 Jahren in Vollzeit (82,5 %), während es bei Müttern gerade einmal 12 % sind (Statistisches Bundesamt, 2023). Entscheiden sich Männer für ein Kind, müssen sie in ihrer beruflichen Karriere mit fast keinen Einschränkungen rechnen.
Bei Frauen sieht das ganz anders aus. Sie arbeiten nach der Geburt eines Kindes viel häufiger in Teilzeit und müssen strukturelle Probleme wie z.B. fehlenden Betreuungsplätze oder anfallende Care-Arbeit abfangen. Fehlt die Unterstützung durch den Arbeitgeber, den Partner oder einem sozialen Netzwerk, sehen sich viele Frauen mit einer Entscheidung zwischen Kind und Karriere konfrontiert.
Aber was bedeutet Karriere und streben diese überhaupt alle Frauen wirklich an? Fragen, die ich in meinem beruflichen Alltag, bei Vorträgen und im Austausch mit Frauen immer wieder höre. Mit Sicherheit träumt nicht jede Frau von einer Führungsposition und strebt den Weg in die Führungsetage an. Genauso wie viele Männer, die nicht den Wunsch nach Führungsverantwortung verspüren. Das ist eine ganz persönliche Entscheidung und jeder Mensch verfolgt unterschiedliche Ziele.
Warum stören sich einige Menschen an dem Begriff „Karriere“ und interpretieren ihn falsch? Wahrscheinlich liegt es an der Begrifflichkeit. Karriere steht für beruflichen Aufstieg. Dieser kann ganz unterschiedlich aussehen und bedeutet nicht automatisch den einen festen Weg bis in die höchsten Führungsebenen. Vielleicht sollten wir lieber von beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sprechen. Denn genau solche Möglichkeiten möchten berufstätige Mütter erhalten. Egal in welcher Branche und in welcher Position. Sie wollen auch mit Kind sich beruflich weiterentwickeln, neue Erfahrungen sammeln und Impulse erhalten. Die Entscheidung für ein Kind darf nicht dazu führen, dass Frauen vermehrt Nachteile im Beruf erfahren und ihnen eine Vielzahl von Möglichkeiten verwehrt wird.
In einer geschlechtergerechten Gesellschaft braucht sich keine Frau für Kind oder Karriere entscheiden, weil beides geht!