Frauen und die Frage nach der Mutterrolle und Erwerbstätigkeit – Warum müssen sich Frauen immer noch für ihr Leben rechtfertigen?

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Es ist eine ganz einfache biologische Tatsache: Männer können keine Kinder bekommen! Zwar sind sie am Zeugungsprozess beteiligt, aber eine Schwangerschaft und Geburt ist nur für Frauen möglich!

Wahrscheinlich liegt es genau an dieser Tatsache, dass die Erwartungshaltung und Fragen rund um das Thema Kinder fast ausschließlich Frauen gestellt werden. Kaum ein Mann wird nach seiner Einstellung oder seinem Wunsch zum Thema eigene Kinder gefragt. Mit solch persönlichen (und übergriffigen!) Fragen werden hauptsächlich Frauen konfrontiert.

Jede kleinste Wölbung des Bauchs wird als sicheres Zeichen einer Schwangerschaft identifiziert, jedes alkoholfreie Getränk als Beweis gesehen und mit jedem weiteren Lebensjahr tickt, nach Einschätzung oft fremder Menschen, die biologische Uhr von Frauen lauter. In unserer Gesellschaft ist die Mutterrolle noch immer fest mit dem Frausein verknüpft. Das geht so weit, dass Frauen ohne Kinderwunsch die eigene Entscheidung abgesprochen wird und sie sich nicht nur ständig rechtfertigen müssen, sondern auch verunsichert werden. Dagegen erleben Männer ohne Kinderwunsch kaum kritische Nachfragen und ihre Entscheidung wird nicht infrage gestellt.

Frauen stehen unter einer stärkeren öffentlichen Erwartungshaltung und Wahrnehmung. Sei es bei der Frage nach dem Kinderwunsch oder bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn wenn sich eine Frau für ein Kind entschieden hat, hört die öffentliche Kontrolle und Wertung nicht auf. Ganz im Gegenteil! Mit der Geburt eines Kindes müssen sich Mütter für die Wahl ihrer Erwerbstätigkeit rechtfertigen. Während die meisten Väter unbeirrt weiter in Vollzeit tätig sind, sind es die Mütter, die von nun an einen schwierigen Spagat zwischen Kind, Beruf und Care-Arbeit stemmen sollen.

Egal wie sich eine Mutter entscheidet, es wird immer die falsche Wahl sein! Arbeit ja oder nein? Einstieg in den Beruf nach 6 Monaten oder einem Jahr? Teilzeit oder Vollzeit? Mütter müssen sich immer erklären und glaubhaft versichern, dass es ihrem Kind mit der gewählten Situation auch wirklich gut geht. Diese Rechtfertigung vor dem eigenen Arbeitgeber, der Familie, den Nachbarn oder anderen Müttern ist genauso übergriffig, wie die Frage nach dem Kinderwunsch. Diesem Druck sind die wenigsten Väter ausgesetzt und müssen keine Fragen rund um den Aufenthaltsort und die Betreuungssituation des eigenen Kindes beantworten. Sie sind keine „Rabenväter „oder „Hausmänner“, weil sie sich für einen bestimmten Weg in ihrem Leben entschieden haben.

Können wir nicht endlich damit aufhören, Frauen wegen ihrer Gebärfähigkeit unter Druck zu setzen und unsere eigenen Ansichten und Erwartungen ungefragt auf andere Menschen übertragen? Nach unserem Grundgesetz sind Frauen und Männer gleichberechtigt. Daran sollten wir uns auch bei der Frage nach Kindern und der Ausgestaltung der Mutterrolle richten. Lassen wir Frauen ihr Leben so gestalten, wie sie es für sich (und ihre Familie) richtig halten und wie jeder Mann es auch darf!