Frauen in der Landwirtschaft

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Bereits seit langer Zeit arbeiten Frauen in der Landwirtschaft, doch in der Regel in der Rolle als unterstützendes Familienmitglied oder in einer geringfügig entlohnten Beschäftigung. Hofübernahmen sind in der Regel immer noch fest in den Händen von Männern und nur in 18 % der Fälle soll eine Frau den Hof übernehmen. Frauen, die als selbstständige Unternehmerinnen einen landwirtschaftlichen Betrieb führen, sind immer noch die Ausnahme. Schaut man sich die Daten der Landwirtschaftszählung 2020 des Statistischen Bundesamtes an, so beträgt der Anteil an weiblichen Arbeitskräften etwa 36 %. Auffällig dabei sind jedoch zwei besondere Zahlen. Mit 43 % stellen Frauen einen relativ hohen Anteil an Saisonarbeitskräften dar und nur 11 % Frauen finden sich in der Führungsposition eines landwirtschaftlichen Unternehmens. Blickt man in das europäische Ausland, so stehen z.B. in Dänemark nur 8 % an der Spitze eines landwirtschaftlichen Betriebes, während es in Italien um die 30 % sind und in Lettland sogar 45 %.

Wie kommt es zu diesem so geringen Anteil an Frauen in der Landwirtschaft? Nach einer statistischen Auswertung des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft aus dem Jahr 2022 entscheiden sich nur 24,3 % der Frauen für eine Ausbildung in der Land- und Tierwirtschaft. An der Spitze liegen dabei die Bereiche Pferdewirtin und Gärtnerin, während Forstwirtin kaum von Frauen als zukünftiger Beruf gewählt wird. Besser sieht es in den entsprechenden Studiengängen aus. Dort haben sich 2019 etwa 48 % Frauen für ein Studium der Agrarwissenschaft entschieden und knapp 41 % für ein Studium im Gartenbau.

Doch was macht es Frauen so schwer, einen Beruf in der Landwirtschaft zu wählen und einen eigenen Betrieb zu führen? Mit diesem Thema hat sich 2022 eine Studie der Universität Göttingen in Kooperation mit dem Deutschen LandFrauenverband e.V. beschäftigt. Immer noch ist die Landwirtschaft sehr traditionell und alte Rollenbilder sind noch weit verbreitet. Dies macht es besonders Mädchen und Frauen schwer, wenn sie sich für einen solchen Beruf entscheiden und ein Praktikum oder eine Ausbildung beginnen wollen. Neben den z.T. schweren Arbeitsbedingungen für alle Geschlechter (körperlich harte und anstrengende Tätigkeit, hohe Flexibilität und Widerstandsfähigkeit, ausufernde Bürokratie, wenig Freizeit etc.), braucht es viel Durchhaltevermögen und sichere Perspektiven, Familie und Beruf vereinbaren zu können. Oft treffen Frauen immer noch auf Vorurteile und alte Rollenbilder, die die Frauen im Bereich der unbezahlten Care-Arbeit oder im Büro auf einem landwirtschaftlichen Betrieb sehen und nicht in einer verantwortungsvollen Führungsposition oder der Arbeit auf dem Feld oder mit entsprechenden Maschinen. Durch die überwiegend männlichen Ausbilder und Betriebsleitern wird Frauen immer noch in technischen Fragen oder dem Bedienen schwerer Maschinen viel weniger zugetraut, als ihren männlichen Kollegen. Gegen solche alten Klischees und Vorurteile müssen die Frauen in ihrer täglichen Arbeit ankämpfen und es fehlt der Mut für eine Erneuerung und ein gleichberechtigtes Umdenken. Ein weiteres Problem liegt darin, dass die meisten Frauen in einen bestehenden Betrieb einheiraten und keine Unternehmensführung beanspruchen, sondern ihrem Partner zuarbeiten und die typischen Stereotypen übernehmen. Existenzgründerinnen sind noch in der Minderheit.

Dabei sind Frauen deutlich mutiger, wenn es darum geht, Veränderungen anzunehmen und neue Wege in der Landwirtschaft zu gehen. Gerade im Ökolandbau finden sich immer mehr Frauen, da diese Branche von seiner Offenheit und Erneuerung geprägt ist (dazu zählt auch die Gleichberechtigung), die es Frauen leichter macht, als in der ursprünglichen Landwirtschaft. Inzwischen finden sich immer mehr Frauen im ökologischen Landbau und zeigen in einer Vorzeigerolle, dass Geschlechtergerechtigkeit in der Landwirtschaft möglich ist und sich lohnt.

In Zeiten, in denen es immer schwerer wird, Menschen für die Landwirtschaft zu begeistern und große Veränderungen durch den Klimawandel uns bevorstehen, sollte die Geschlechtergerechtigkeit als Chance gesehen werden und Frauen darin bestärkt und unterstützt werden, einen Betrieb als Hofnachfolgerin zu übernehmen oder als Existenzgründerin neue Impulse in die Landwirtschaft zu bringen.