Die Gründung oder Übernahme eines Unternehmens und somit der Schritt in die Selbstständigkeit, ist mit vielen Möglichkeiten, aber auch einigen Herausforderungen verbunden. Besonders Frauen haben es sich mit dem Schritt in die Unternehmensgründung in der Vergangenheit nicht immer leicht gemacht.
Nach den Angaben von Statista lag im Jahr 2022 der Anteil von Frauen bei Unternehmensgründungen bei etwa 37 %. In den Jahren 2004 – 2021 schwankte der Frauenanteil zwischen 36 % und 43 %. Die beliebtesten Branchen von Frauen für Gründungen waren der Handel (33,7 %), sonstige Dienstleistungen (17,2%) und wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (11,2%), nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes von 2023.
Doch warum trauen sich nur so wenige Frauen den Schritt in die Gründung eines Unternehmens und in die Selbstständigkeit zu? Mit dieser Frage hat sich 2022 eine Studie der KfW Bankengruppe mit dem Titel „Female Entrepreneurship – Mobilisierung von Gründerinnen ist wirtschaftliche Chance und gesellschaftliche Aufgabe“ beschäftigt. Die Gründe liegen u.a.:
- In der Unternehmensstruktur (Frauen gründen weniger im Team mit anderen Gründungsmitgliedern und wesentlich häufiger im Nebenerwerb)
- In traditionellen Rollenbildern (Frauen leisten nach wie vor die Hauptarbeit im Bereich Kinderbetreuung und Care-Arbeit, wodurch die Zeit für eine Gründung oder eine Selbstständigkeit im Vollerwerb häufig fehlt)
- Frauen sind weniger Risikofreudig und ziehen ein festes Angestelltenverhältnis einer Selbstständigkeit vor (oder wählen die Gründung im Nebenerwerb)
- Finanzierungsschwierigkeiten (Frauen erhalten durchschnittlich seltener und weniger Fördermittel und Kredite für eine Gründung im Vergleich zu Männern)
- Fehlende weibliche Vorbilder (es gibt zu wenige und sichtbare Unternehmerinnen, die Gründerinnen stärken, ihnen Mut machen und sich mit ihnen vernetzen)
Finden Frauen den Mut und stellen sich den Herausforderungen einer Unternehmensgründung, lernen sie die vielen Möglichkeiten und Vorteile der Selbstständigkeit kennen. Denn anders als Männer, geht es Frauen nicht ausschließlich um Geld, sondern vor allem um mehr Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Diese Flexibilität trifft vor allem auf Mütter zu, die in der Gründung eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehen.
Was braucht es nun, damit mehr Frauen den Schritt in die Gründung und Selbstständigkeit wagen? Auch hier nennt die Studie der KfW konkrete Schritte, um den Anteil an Frauen zu erhöhen. Dazu zählen u.a.:
- Gründungsanreize schaffen (Abschaffung von alten Rollenbildern, Stärkung von Mädchen und Frauen an Schulen und Hochschulen mit Blick auf Entrepreneurship Education, Attraktivität stärken von männerdominierten Ausbildungsberufen und Studienfächern)
- Besseren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten für Gründerinnen ( Sensibilisierung gegenüber unbewussten Vorurteilen, Mentorinnen Programme, mehr Frauen im Finanzsektor)
- Förderung von Frauen in MINT-Fächern (Anreize und Programme für Mädchen an Schulen schaffen, Förderung von Frauen in Führungspositionen im MINT-Bereich, Aufklärungsarbeit)
- Sichtbarkeit von weiblichen Vorbildern (Abkehr von traditionellen und typischen Bildern von Unternehmern, mehr Female Founders Network, spezielle Hilfsangebote, Programme und Unterstützung für Gründerinnen von Gründerinnen)
- Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Ausbau der Kinderbetreuung, flexiblere Arbeitsmodelle für Väter)
Natürlich ist die Selbstständigkeit nicht für jede Frau und jeden Mann die ideale Form der Erwerbstätigkeit. Aber je mehr Unternehmerinnen Sichtbarkeit erhalten, umso mehr Frauen können für sich selber entscheiden und abwägen, ob die Gründung eines Unternehmens auch für sie interessant ist. Deshalb brauchen wir erfolgreiche Gründerinnen als Vorbilder, die andere Frauen motivieren und ihnen einen realistischen Einblick in die Welt der Unternehmerinnen geben.