Annemarie Lea ist 24 Jahre alt und wohnt in Frankfurt am Main. Als Geburtsfotografin hält sie einzigartige Momente rund um die Geburt von Frauen für die Ewigkeit fest und unterstützt diese auch noch als Doula. Eine perfekte Kombination, die es so nicht so oft zu finden gibt. Vor 6 Jahren ist Annemarie Lea durch Zufall auf die Geburtsfotografie aufmerksam geworden und war von den kraftvollen Bildern und der schöpferischen Energie, die diese Bilder ausdrücken, sofort beeindruckt. Für die Frauen sind diese Bilder nicht nur eine schöne Erinnerung, sondern auch ein Beweis für die unglaubliche Leistung, die sie während der Geburt vollbringen. Aber Annemarie Lea fotografiert nicht nur Spontangeburten, sondern ihr persönlich liegen auch Mütter nach einem Kaiserschnitt sehr am Herzen. Von der Gesellschaft und anderen Müttern werden diese Frauen oft stigmatisiert und als eine Art Mütter zweiter Klasse gesehen, was absolut falsch ist. Die Narbe, aber auch der Bauch nach einer Schwangerschaft sind ein besonderes Zeichen von einer großartigen Leistung und können mit Stolz gezeigt werden. Aus diesem Grund fotografiert Annemarie Lea auch Mütter mit einem Kaiserschnitt sehr gerne.
Das Verhältnis zur Schwangerschaft und Geburt hat sich bei den Frauen spürbar verändert. Die Frauen trauen sich in der heutigen Zeit viel mehr zu, wollen zu Recht selber über ihren Körper bestimmen und sich nicht von einem oft voll durchstrukturierten und getakteten Krankenhausalltag in eine Situation drängen lassen, die sie so nicht möchten. Eine Geburt ist grundsätzlich ein natürlicher Vorgang und die Frauen sind von Natur aus für genau diesen Moment gut vorbereitet. In ihrer Arbeit als Doula fängt Annemarie Lea das auf, was oft aus zeitlichen Gründen bei einer Hebamme nicht mehr möglich ist. Sie fungiert als eine Art Vermittler zwischen der Frau und den Ärzt*innen, wenn es z.B. um eine Intervention wie eine PDA (Periduralanästhesie) geht oder um eine ausführliche Aufklärung vor der eigentlichen Geburt. Diese kann mit Schmerzen verbunden sein und in dem Moment, der nur der Frau und ihrem Gefühl für den eigenen Körper gehören sollte, ist es sinnvoll, wenn sie sich nicht noch um Aufklärungsbögen oder dem Abwägen von Nutzen-/Risikobewertung einer PDA kümmern muss. Die eigentliche Aufklärungsarbeit sollte in der Schwangerschaft erfolgen und das Ziel einer Doula ist es, den Frauen den Raum zu geben, dass sie in Ruhe innehalten und ihre individuelle Entscheidung treffen können. Für die Ärzt*innen und Hebammen sind die Doulas eine große Unterstützung, da sie sich nur um eine einzelne Frau während der Geburt kümmern müssen, ganz im Gegensatz zu dem medizinischen Personal im Krankenhaus, welches oft mehrere Geburten gleichzeitig betreuen soll. Auch die andere Sichtweise auf die Geburt ist ein großer Vorteil der Doula, der nicht rein auf die medizinischen Aspekte gelegt ist, sondern den Fokus auf die jeweilige Frau und ihre Bedürfnisse gerichtet hat.
Ein wirklich schwieriger Punkt betrifft das überlastete Gesundheitssystem. Doulas sind eine Privatleistung und werden von der Patientin und nicht der Klinik bezahlt, anders als zum Teil in den USA, wo Doulas mitunter bereits zum Klinikpersonal zählen. Aus diesem Grund sind es überwiegend privilegierte Frauen, die sich eine Doula leisten können, was in den Augen von Annemarie Lea ausgesprochen ungerecht und schade für alle anderen Frauen ist. Im Verhältnis zum Verdienst müssen Doulas sehr viel Zeit investieren und stehen rund um den Geburtstermin jederzeit in Rufbereitschaft. Sobald die Wehen einsetzen, sind sie bei der zu betreuenden Frau und begleiten sie durch die Geburt. Egal ob 6 oder 30 Stunden! Und trotzdem kann Annemarie Lea von der Arbeit als Doula nicht alleine leben, gerade weil die Arbeit so zeitintensiv, aber auch körperlich und emotional anstrengend ist. Ergänzend bietet sie noch Frauenkreise und die Fotografie von z.B. Babybauchbildern an.
Ein ganz besonderer Moment ist die Zeit direkt nach der Geburt. Dann fällt auch bei Annemarie Lea die Anspannung ab und sie ist erleichtert, wenn es Mutter und Kind gutgeht. Sie zieht sich dann in der Regel erst einmal zurück, gibt der frisch gebackenen Familie die nötige Zeit zur Findung und sichtet die Bilder ganz in Ruhe. In diesem Augenblick spürt sie die kräftezehrende Arbeit, die hinter ihr liegt. Die emotionale Begleitung kostet Kraft, aber gibt gleichzeitig auch so viel schöne Momente.
Für Annemarie Lea fängt wirkliche Gleichstellung bereits lange vor der Schwangerschaft und Geburt an. Zu einem Zeitpunkt, wo sich Paare noch keine Gedanken über Teil- oder Vollzeit und die Betreuung des Kindes machen. Paare müssen von Anfang an klar miteinander reden und die gemeinsamen Aufgaben untereinander aufteilen. Wenn bereits ohne Kind die Frau mehr Aufgaben im Haushalt übernimmt, wird dieses Problem spätestens mit einem Baby deutlich verstärkt. Hier sind eine klare Kommunikation und gerechte Aufgabenteilung gefragt! Gesellschaftlich muss Männern mehr Verantwortung zugetraut werden. Sie sollen eine Chance erhalten sich einbringen zu können und junge Familien eine echte Wahlmöglichkeit aus verschiedenen Modellen und Betreuungsangeboten erhalten. Vielen Familien fehlt es an sozialen Netzwerken, wenn die eigenen Eltern oder Großeltern zum Teil viel zu weit weg wohnen oder schon zu alt oder krank sind. Hier sind privilegierte Menschen wieder klar im Vorteil, weil sie sich entsprechende Hilfe in Form von Tagesmüttern oder anderen Betreuungsangeboten leisten können. Aber gerade für Familien mit wenig Geld oder alleinerziehende Mütter muss es unbedingt entsprechende Betreuungs- und Hilfsangebote geben.
Annemarie Lea ist fest davon überzeugt, dass sich Frauen mehr zutrauen sollen. Selbstbewusst müssen sie Dinge hinterfragen, denn eine Geburt ist ein wundervolles Ereignis und darüber haben nur sie zu bestimmen (und natürlich in medizinisch begründeten Fällen die Ärzt*innen). Sie sollen sich nicht von der Angst leiten lassen und ein Kaiserschnitt ist, in medizinisch begründeten Fällen und dem Einverständnis der Mutter, völlig in Ordnung und bedeutet nicht, dass die Frau versagt hat. Frauen brauchen eine innere Balance und das Vertrauen in den eigenen Körper. So wie es kommt, darf es okay sein, solange die Frau sich gesehen und respektvoll begleitet fühlt und die eigenen Wünsche berücksichtigt werden. Dann wird die Geburt (egal ob spontan oder Kaiserschnitt) ein unvergesslicher Moment in ihrem Leben.
Wenn ihr nun mehr über Annemarie Lea und ihre Arbeit als Doula und Geburtsfotografin wissen möchtet, dann schaut gerne auf ihrer eigenen Webseite vorbei: www.annemarielea.de