Eigentlich sind die Forderungen nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehr simpel. Es werden keine außergewöhnlichen Dinge gefordert, die vielleicht erst noch erfunden oder entdeckt werden müssen. Warum die notwendigen Verbesserungen für Frauen und ganz besonders für Mütter trotzdem erschwert werden, liegt u.a. an bequemen und veralteten Strukturen. Große Teiles unseres Lebens sind noch immer auf einen Hauptverdiener (meist der Mann) und einen Zuverdiener (meist die Frau) ausgelegt. Durch politische Fehlanreize, wie z.B. das Ehegattensplitting, kostenfreie Krankenversicherung für den Ehepartner in der gesetzlichen Krankenversicherung oder geringfügig entlohnte Beschäftigungen wird eine Gleichstellung der Frauen zusätzlich ausgebremst.
Was es wirklich braucht sind dringende Veränderungen, um die Hauptlast der Erwerbsarbeit, unbezahlten Arbeit und Betreuung auf mehrere Schultern zu verteilen und Mütter nachhaltig zu entlasten. Dazu zählt ein Ausbau und die Verbesserung von Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, aber auch neue Arbeitszeitmodelle. Es ist schon lange bekannt, dass Frauen gerne mehr und viele Männer weniger arbeiten möchten. Diesen Wunsch sollte, besonders mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Beachtung geschenkt werden. Die ersten Unternehmen haben die Veränderung in unserer Gesellschaft erkannt und bieten spezielle Jobsharing-Modelle für Führungskräfte an (wie z.B. Bosch und Porsche). Solche Modelle sind für alle Eltern ein echter Gewinn und geben auch den Vätern die Möglichkeit, sich aktiver an der Betreuung der Kinder und der Care-Arbeit zu beteiligen.
Besonders die unbezahlte Arbeit ist ein sehr wichtiger Punkt, wenn es um die Stärkung von Müttern und mehr Gleichstellung geht. Laut einer Studie der Hans-Boeckler-Stiftung nimmt unbezahlte Arbeit 1,6 mal so viel Zeit von Frauen in Anspruch, im Vergleich zu Männern. Neue Ansätze müssen dringend diskutiert und bewertet zu werden. Darunter befinden sich Vorschläge wie eine Bezahlung von unbezahlter Arbeit, die (teilweise) Übernahme von Haushaltshilfen oder zusätzliche Rentenpunkte. Das alles sind nur Vorschläge und doch sollte inzwischen jedem Menschen klar sein, welch hohen Stellenwert unbezahlte Arbeit in unserer Gesellschaft hat und wie wir diese möglichst effektiv unterstützen können.