Das Gender Pricing zeigt eine Form der Diskriminierung von Frauen. Dabei geht es um Produkte und Dienstleistungen, für die Frauen deutlich mehr zahlen müssen, als Männer. Aber wie kann das sein? Frauen verdienen im Schnitt etwa 18 % weniger als Männer, aber dafür müssen sie bei Dienstleistungen zum Teil bis zu 13,80 Euro mehr bezahlen. Ein gutes Beispiel liefert der Besuch beim Friseur. Dort zahlen Frauen grundsätzlich mehr als Männer. Das ist in vielen Fällen auch begründet und nachvollziehbar, denn im Vergleich zu Männern sind viele weibliche Frisuren deutlich zeitintensiver was den Schnitt und das Styling angeht. Doch warum kostet dann ein Kurzhaarschnitt bei Frauen 12,50 Euro mehr, als bei einem Mann? Wie kann es zu einer solchen Differenz im Preis kommen?
Dieser Frage ist eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2017 nachgegangen. Dabei wurden verschiedene Dienstleistungen und Produkte genauer untersucht und verglichen. Während das Gender Marketing bei den meisten untersuchten Produkten sehr gering ausfiel (91,4 % der Produkte waren preisgleich), war der Unterschied bei Dienstleistungen deutlich größer. Bei den Produkten fielen lediglich Parfüms, Duschgel und Rasierer negativ auf. Diese wurden teilweise mit spürbaren Preisunterschieden angeboten. Bei den Dienstleistungen sah das schon ganz anders aus. Hier wurden 59 % der Leistungen basierend auf das jeweilige Geschlecht zu einem unterschiedlichen Preis angeboten. Fast 90 % der ausgewählten Friseur*innen und 32 % der Reinigungen nahmen für Frauen und Männer unterschiedliche Preise bei einer vergleichbaren Leistung. Als Begründung für diese zum Teil großen Differenzen wurden z.B. Leistungsunterschiede angegeben (Frauenblusen oft aufwendiger zu bearbeiten durch eine andere Materialzusammensetzung). Die Studie zeigte sehr gut, dass bestimmte Aufpreise für Frauen tatsächlich berechtigt waren, jedoch von den Dienstleistern nicht genug kommuniziert und begründet wurden. Viele Anbieter machten sich noch zu wenig Gedanken über eine Gendergerechtigkeit und entwickelten durch die wachsende Aufmerksamkeit für dieses Thema erst langsam einen Wandlungsprozess und ein Umdenken.
Ein tolles Beispiel für einen besseren Umgang mit dem Thema Gender Pricing bietet Österreich. Dort existiert bereits seit einiger Zeit eine Reglementierung, was z.B. zu einer Empfehlung der zuständigen Innung der Friseur*innen für eine allgemeine Musterpreisliste führt. Hier braucht es einfach ein anderes Bewusstsein für die Ungleichbehandlung und den Mut für neue Wege. Eine sinnvolle und mehr als überfällige Änderung erfolgte in Deutschland 2020 mit der Änderung von Menstruationsprodukten. Die sogenannte „Tamponsteuer“ wurde auf 7 % gesenkt und die Frauenprodukte erhielten eine gerechtere Besteuerung. Es sind manchmal die kleinen Stellschrauben, an denen gedreht werden muss und eine weitere Sensibilität im Umgang mit der Gendergerechtigkeit.
Zum Schluss sei allerdings noch erwähnt, dass auch Männer zum Teil mehr für Dienstleistungen bezahlen müssen. Dies betrifft jedoch nur sehr wenige Bereiche wie z.B. den Eintritt in Clubs/Diskotheken oder auch Gebühren für Datingportale.