Gestern hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit einer Meisterin im Handwerk. Sie berichtete mir von ihrem Alltag, den Besonderheiten und Herausforderungen, die eine Tätigkeit im Handwerk mit sich bringt. Den ganzen Beitrag könnt ihr übrigens bald bei Femoana lesen.
Warum ich euch trotzdem jetzt schon von diesem Gespräch erzähle? Weil es mir viele neue Denkansätze und Impulse vermittelt hat. Wenn wir uns die Zahlen über den Anteil von Frauen im Handwerk oder MINT-Berufen ansehen, dann stellen wir schnell fest, dass Frauen noch immer in der Minderheit sind. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen im Handwerk lag 2022 bei gerade einmal 10.8 % (Destatis, 2024) und für ein MINT-Studienfach haben sich im WS 2022/23 rund 32,4 % Frauen eingeschrieben (Statista, 2024), während der Anteil erwerbstätiger MINT-Akademikerinnen im Jahr 2020 bei 23,5 % lag (Statista, 2024).
Wie kann man Mädchen und Frauen für das Handwerk und MINT-Berufe begeistern? Dazu hatte meine Gesprächspartnerin eine sehr klare Meinung. Es wäre sinnvoll, wenn Kinder und Jugendliche schon sehr früh Einblicke in die verschiedenen Berufe und Möglichkeiten erhalten würden. Natürlich gibt es den Girls-/Boys-Day oder auch ein Praktikum für Schülerinnen und Schüler. Aber das Interesse sollte viel früher geweckt werden. Warum nicht in der Grundschule oder im Kindergarten die Kinder in einem altersgerechten Rahmen mit Materialien (Holz, Metall etc.) basteln lassen oder das Interesse an Experimenten wecken?
Weg von veralteten Stereotypen und Geschlechterklischees, wie Puppen=Mädchen und Bagger=Jungen. Stattdessen den Kindern eine eigene Wahlmöglichkeit lassen und ihre natürliche Neugierde fördern und sie in viele Bereiche „schnuppern“ und ausprobieren lassen.
Lehrerinnen und Lehrer spielen dabei eine ganz große Rolle. Es gibt Lehrkräfte, die ein gutes Gespür haben und Kinder und Jugendliche anhand ihrer Fähigkeiten und Interessen fördern. Aber das ist leider kein Standard. Hier bräuchte es viel mehr Möglichkeiten und Freiräume für die Lehrkräfte, um die Talente der Schülerinnen und Schüler besser zu fördern und sie dabei zu ermutigen, sich auch in neuen Themengebieten auszuprobieren.
Eine Förderung oder Gewinnung von zukünftigen weiblichen MINT-Fachkräften sollte so früh wie möglich stattfinden. Wenn wir Kindern die Vielfalt an Berufen zeigen und auf spielerische Weise im frühkindlichen Bereich ein breites Angebot schaffen, dann werden sich in Zukunft viel mehr Mädchen (und natürlich auch Jungen) für Beruf interessieren, die im Moment noch uninteressant für sie sind.
Lassen wir die Kinder entscheiden und geben ihnen die Chance, später einen Beruf zu wählen, der auf ihre Fähigkeiten aufbaut und die eigenen Interessen fördert. Das funktioniert aber nur, wenn sie in viele Berufsfelder hineinschnuppern und ihr Können ausprobieren dürfen.