Die Förderung und Unterstützung von Frauen sind überall erkennbar. Ob im Alltag, auf Social Media, im TV oder den Unternehmen. Gleichstellung ist ein sehr wichtiges Thema in der heutigen Zeit!
Die Förderung von Frauen in Führungspositionen, die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder mehr Verdienstmöglichkeiten in frauendominierten Berufsbranchen. Ein großer Teil der Gesellschaft, die Politik und Unternehmen haben die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern erkannt und versuchen an dieser Situation etwas zu ändern.
Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob wir uns wirklich für alle Frauen gleich stark einsetzen und auf ihre Probleme hinweisen? Ist uns die Frau aus der Reinigungsfirma genauso viel wert, wie die angehende Managerin, die kurz vor der Ernennung in den Firmenvorstand steht? Kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Supermarkt genauso umgesetzt werden, wie im großen Versicherungsunternehmen in derselben Stadt? Was ist mit der Frau, die in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeitet? Mit der Migrantin, die aufgrund der sprachlichen Barriere, der eigenen Kultur oder der fehlenden Integration in unserer Gesellschaft übersehen wird. Was ist mit diesen Frauen und wer setzt sich für sie öffentlich ein?
Alle diese Frauen sind Teil unserer Gesellschaft und diese ist komplex und unglaublich vielfältig. Das ist wichtig, aber gleichzeitig werden viele Frauen nicht gesehen und gehört. Dabei nehme ich mich überhaupt nicht aus! Wir alle fokussieren uns auf bestimmte Bereiche und setzen unsere Arbeit und Energie dafür ein, dort Änderungen und Verbesserungen zu erzielen.
Wir sind gefangen in der eigenen sozialen Blase, die uns mit anderen Menschen verbindet. Dies kann kulturelle Gründe haben, eine ähnliche Bildung, soziale Komponenten oder Ansichten. In dieser komfortablen Blase leben und agieren wir und richten die Wünsche und Ziele aus. Für uns, aber auch für andere Menschen. Dieses Denken und Handeln in homogenen Gruppen sind durchaus problematisch. Die Abschottung und Vernetzung mit Menschen, die dem eigenen Status ähnlich sind sorgt dafür, dass uns der Blick für die wesentlichen Probleme entgeht und im schlimmsten Fall sogar Parallelgesellschaften entstehen.
In vielen öffentlichen Diskussionen und Beiträgen geht es um top ausgebildete Frauen, zum Teil sehr privilegiert. Natürlich ist es wichtig darauf aufmerksam zu machen, wenn solch eine Frau im Vergleich zu einem Mann viel mehr strukturelle Probleme erfährt, wenn sie eine Führungsposition anstrebt oder als Mutter Familie und Beruf vereinbaren möchte. Der Einsatz für mehr Gleichstellung ist absolut richtig! Aber was ist mit Frauen, die keine finanzielle Unabhängigkeit besitzen, aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen, mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen zu kämpfen haben oder andere kulturelle Wurzeln besitzen? Diese Frauen gehen in unserer Gesellschaft schnell unter.
Wenn uns also wirklich etwas an den Rechten und der Stärkung von Frauen liegt und wir uns dafür einsetzen wollen, dann müssen wir nicht nur den Blick aus der eigenen Blase wagen, sondern auch aktiv den Austausch und Kontakt mit anderen sozialen Gruppen suchen. Die Bedürfnisse und Wünsche von allen Frauen berücksichtigen und uns für sie stark machen. Dies betrifft auch meine eigene Arbeit und ich werde in Zukunft noch konsequenter darauf achten, die Lebenswirklichkeiten von allen Frauen zu zeigen und ihnen eine Stimme zu geben.