Aktive Väter für mehr Gleichstellung

Quelle: Tatiana Syrikova (Pexels)

Ein Blick in die Statistik genügt und das Ungleichgewicht in der Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern wird eindrucksvoll dargestellt. Laut den Daten des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2022 nur 28,5 % der Mütter von Kindern unter 6 Jahren in Vollzeit tätig, während es bei den Vätern 92 % waren. Noch immer ist es eine Selbstverständlichkeit und eine Art ungeschriebenes Gesetz, dass Mütter nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeit reduzieren und sich verstärkt um die Betreuung und Care-Arbeit kümmern. Gerade einmal 8% der Väter entscheiden sich dagegen für eine Reduzierung der Arbeitsstunden. Die Auswirkungen dieser traditionellen Arbeitsteilung tragen die Frauen, die ihre finanzielle Selbstständigkeit in Teilen aufgeben und mit Nachteilen im Erwerbsleben und im Alter bei der eigenen Altersrente rechnen müssen.

In Zeiten, in denen die Betreuungssituation sehr schwierig und mit sehr hohen Kosten verbunden ist, entscheiden sich nach wie vor viele Frauen für den klassischen Weg. Die Mutter arbeitet in Teilzeit, während der Vater weiter in Vollzeit tätig ist. Natürlich sollen Eltern frei entscheiden dürfen, wie ihr persönliches Lebensmodell aussehen soll. Doch genau darin liegt der entscheidende Unterschied: Frauen sollen eine echte Wahlmöglichkeit haben und nicht aufgrund der äußeren Bedingungen und fehlenden Strukturen in die Teilzeit genötigt werden.

Neben einer echten Wahlmöglichkeit braucht es ein Umdenken im Umgang mit Eltern. Zwei in Vollzeit tätige Eltern mit jeweils 40 Wochenstunden und die Betreuung von einem oder mehreren kleinen Kindern mit der anfallenden Care-Arbeit ist fast nicht zu schaffen. Ohne ein großes soziales Netzwerk, garantierte Betreuungsmöglichkeiten und bezahlte Dienstleistungen wird es meist nicht funktionieren. Da die wenigsten Eltern über solche Privilegien verfügen, braucht es andere strukturelle Wege. Eine Möglichkeit, neben dem massiven Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten, liegt in einer flexibleren Gestaltung der Arbeitszeit für Eltern und der Verpflichtung von Seiten der Politik, Väter stärker in die Erziehungsarbeit mit einzubinden. Hier geht es vor allem um die Möglichkeit, die Elternzeit gerechter zwischen den Partnern auszuteilen und Erleichterungen bei der Reduzierung der Arbeitszeit von Vätern.

Klare Richtlinien und gesetzliche Verpflichtungen, Väter ohne berufliche Nachteile freizustellen und mit reduzierter Arbeitszeit in den ersten Lebensjahren eines Kindes zu beschäftigten, würden einen weiteren, wichtigen Beitrag für die Gleichstellung bringen. Wenn beide Elternteile ihre Arbeitszeit reduzieren, werden alle Belastungen gleichmäßig verteilt. Inzwischen gibt es einige Unternehmen, die familienfreundliche und flexible Beschäftigungsmodelle anbieten. Auch und besonders für Väter! Dies geschieht aus dem eigenen Antrieb dieser Unternehmen. Viel wichtiger wären klare politische Vorgaben und ein echter Wille, Frauen nicht weiter zu benachteiligen. Denn Frauen lösen im Augenblick die Probleme, die der Staat versäumt hat, anzugehen und werden von dem Druck aus Erwartungen und Verpflichtungen immer mehr erdrückt. Als Dank für dieses „ehrenamtliche Engagement“ in Sachen Familienarbeit stehen sie im Ernstfall (Scheidung/Tod des Partners), vor großen finanziellen Problemen und im Alter sind sie stärker von Altersarmut betroffen.

Wir brauchen dringend eine paritätische Betreuungsarbeit und neue, auf Familien konzipierte Arbeitszeitmodelle. Das schaffen wir aber nur, wenn endlich die Väter stärker mit einbezogen werden und ein Kind und dessen Betreuung nicht automatisch die Aufgabe der Mutter, sondern der Eltern wird.