Zusammenfassung Europawahl 2024 – Große Frustration bei der jungen Generation und eine Gefahr für Frauen- und Menschenrechte

Quelle: Forschungsgruppe Wahlen, ZDF heute

Bereits im Vorfeld zu den Europawahlen, hatte mein ältestes Kind von Schülerinnen und Schülern berichtet, die eine rechte Partei wählen wollten. Ich konnte es gar nicht fassen, schließlich redeten wir von einem Gymnasium im Rhein-Main-Gebiet, welches überwiegend von privilegierten Jugendlichen besucht wird.

Warum sollten diese Schülerinnen und Schüler eine rechte Partei wählen? Aber wie ich nun weiß, gibt es Sylt auch im Rhein-Main-Gebiet und das Phänomen ist weiter verbreitet, als viele von uns denken. Bildung und Einkommen sind eben scheinbar kein Gradmesser bei einer Wahlentscheidung.

Ich habe seit gestern Abend viel gelesen und versucht, dieses Wahlergebnis aus soziologischer Sicht zu analysieren. Was bewegt junge Menschen dazu, eine Partei zu wählen, die sich ganz klar gegen unsere demokratischen Werte und gegen die Rechte von vielen verschiedenen Menschengruppen ausspricht?

Wie können junge Frauen eine Partei mit ihrer Stimme unterstützen, die ganz klar ein veraltetes Familienbild vertritt und gegen Gleichstellung und Gleichberechtigung ist?

Je länger ich mich mit der Suche nach einer Antwort beschäftigt habe, umso stärker wird meine Vermutung, dass das eigentliche Problem sehr viel tiefer liegt.
Jahrelang wurde das Bildungssystem vernachlässigt, marode Schulen und veraltete Lehrpläne suggerieren den Jugendlichen, dass sie nicht wichtig sind. Von Chancengleichheit kann nach wie vor keine Rede sein und junge talentierte Frauen werden aufgrund fehlender Gleichstellung und Betreuungsmöglichkeiten beruflich ausgebremst, sobald sie sich für ein Kind entscheiden.

Die Sorge um den Klimawandel und die Aufmerksamkeit auf dieses Problem durch Fridays for Future wurde milde von der restlichen Bevölkerung und der Politik belächelt und mit Schulschwänzen betitelt. Junge Menschen finden keinen bezahlbaren Wohnraum, sehen sich mit einer wachsenden Angst vor Altersarmut konfrontiert und müssen mit den verschiedensten Krisen und ihren langfristigen Auswirkungen auf dieser Welt fertig werden.

Hat man ihnen zugehört?
Ihre Ängste und Sorgen ernst genommen?
Gespräche gesucht und gemeinsame Lösungen diskutiert?
Politische Bildung ausgeweitet und altersgerecht vermittelt?
Nein!

Die Stimme einer rechten Partei zu geben ist die wohl schlechteste Form von Protest und das sollte allen beteiligten Personen klar sein. Es gefährdet unsere Demokratie und die vielen verschiedenen Gruppen von Menschen, die unsere Gesellschaft ausmachen. Aber dieses Wahlergebnis sollte für uns als Gesellschaft, aber vor allem für die Politik ein Weckruf sein!

Wir brauchen dringend einen echten Dialog auf Augenhöhe, sollten die Ängste und Sorgen ernst nehmen und gemeinsam mit der jüngeren Generation nach Lösungen suchen.

Genau deshalb müssen wir jetzt reden und ganz viel zuhören!