Schaut man in die Kataloge diverser Kleidungshersteller oder auf die Laufstege dieser Welt, so könnte schnell der Gedanke entstehen, dass sich die Modebranche fest in weiblicher Hand befindet. Es sind berühmte Models, die die neuesten Kreationen einem Publikum zeigen und überwiegend Frauen, die diese Mode konsumieren und dabei deutlich mehr Geld für Kleidung und Schuhe ausgeben, als Männer dies tun. Doch der Eindruck trügt! Schaut man sich in der Modebranche genauer um, stellt man schnell fest, dass etwa nur 40 % der Bekleidung von Designerinnen kreiert werden und in den bekannten und großen Modemarken nur knapp 14 % weibliche Führungskräfte vorhanden sind. Mode zielt zwar besonders auf Frauen ab und soll von diesen auch präsentiert und beworben werden, aber die Entscheidungen und die Führung in der Modebranche übernehmen immer noch überwiegend Männer. Wirkliche und gelebte Parität sieht anders aus und vielleicht erklärt diese Tatsache auch, warum sich die Mode immer noch so schwer mit Veränderungen in Richtung ältere Models und einem neuen Körperideal tut. Ein höherer Anteil an Frauen in den Führungspositionen könnte auch den Blickwinkel verändern und Frauen in der Modewelt eine positive Anpassung an ein neues Körperbewusstsein und mehr Diversität bringen.
McKinsey hat dazu 2018 eine Studie über die Frauenquote in großen Modefirmen veröffentlicht und die Ergebnisse zeigen, wenig überraschend, eine deutliche Dominanz der Männer in dieser Branche. So lag z.B. die Frauenquote bei der Firma Nike bei 28 %, Hermès bei 22 % und Adidas bei 20 %.
Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PwC hat sich 2019 mit Frauen in der Modebranche in den USA beschäftigt. Dabei stellten sie fest, dass der Frauenanteil im Einzelhandel bei 73 % (Deutschland 64 %) lag, der Anteil an Studentinnen an den Modeschulen sogar 78 % betrug. Jedoch in den Führungspositionen nur 12,5 % Frauen tätig waren. Laut einer Studie der Technischen Universität München (TUM) von 2022 liegt der Anteil an weiblich geführten und gegründeten Start-ups in der Modebranche bei immerhin 29 %.
Die Gründe für eine fehlende Präsenz von Frauen in der Modebranche (in Führungspositionen) liegt u.a. wieder einmal an Problemen mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und ganz besonders an einer männlichen Dominanz in der Führungsetage, die es den Frauen unnötig schwer bis unmöglich macht, eine führende Position zu übernehmen.
Aber wie kann eine echte Gleichstellung in der Modebranche stattfinden? Es braucht mehr sichtbare Frauen, ganz besonders in den Führungspositionen. Dabei sind Politik und Wirtschaft gefragt, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen und die Bereitschaft zeigen müssen, Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Aber auch wir als Gesellschaft sind gefragt und können ganz bewusst Firmen unterstützen, die einen hohen Frauenanteil in der Führungsebene aufweisen oder von Frauen geführt werden. Dazu gibt es inzwischen hilfreiche Seiten, die Unternehmerinnen aufgelistet haben, wie z.B. 2030*, ein Branchennetzwerk, welches von Frauen geführte Unternehmen aufgelistet hat https://www.2030.network.de .