Aufwertung von frauendominierten Berufen

Quelle: Christine Gast

Kürzlich führte ich ein sehr interessantes Interview mit einer Informatikerin. Sie berichtete mir von ihrem Berufsalltag und den Erfahrungen in der MINT-Branche.

Im Wintersemester 2022/2023 lag der Frauenanteil aller MINT-Studierenden bei 32,4 % (Statista) und nach dem MINT-Frühjahrsreport 2024 des Instituts der deutschen Wirtschaft waren 16,2 % Frauen sozialversicherungspflichtig in einem MINT-Beruf tätig. Nicht ohne Grund wird seit einiger Zeit versucht, Frauen aktiv im MINT-Bereich zu fördern und ihr Interesse an dieser Berufsbranche zu wecken.

Doch reicht das Engagement um eine höhere Frauenquote im MINT-Beruf nicht aus, um Frauen wirklich nachhaltig zu unterstützen. In dem besagten Interview machte meine Gesprächspartnerin eine interessante Aussagen. Sie sagte mir, dass es wichtig sei, Frauen und ganz besonders Mädchen die vielfältigen Möglichen in der MINT-Branche zu zeigen und das Interesse zu wecken, aber wir (die Gesellschaft und Wirtschaft) sollten nicht den Fehler machen, Frauen unbedingt und mit Druck und Kraft in berufliche Bereiche zu drängen, die sie gar nicht ausüben möchten.

Frauen dominieren die sozialen und pädagogischen Berufe. Laut der Bundesagentur für Arbeit, Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt liegt der Anteil von Frauen im sozialen Bereich bei über 70% (2022).

Warum ist es jetzt so wichtig, dass Frauen in einer anderen Berufsbranche stärker vertreten sind? Die liegt z.B. auch an den deutlichen Gehaltsunterschieden. Während z.B. im Bereich Informatik der Durchschnittsverdienst bei 52.800€ im Jahr liegt (Jobvector) liegt, verdient eine medizinische Fachangestellte im Durchschnitt 34.788€ im Jahr (mfa-mal-anders.de). Auch steht die MINT-Branche durch den demografischen Wandel vor einem großen Fachkräftemangel.

Wie sieht nun die Lösung aus? Möglichst viele Frauen für den MINT-Bereich gewinnen? Jein! Zum einen fehlt es in beiden Bereichen an mehr Vorbildern. Mehr und sichtbare Männer in sozialen Berufen und Frauen im MINT-Bereich, mehr Informationsmöglichkeiten und Einblicke in die jeweiligen Branchen bereits in der Schule und ganz wichtig, einer Aufwertung von sozialen Berufen.

Natürlich können wir versuchen, möglichst viele Frauen für MINT-Berufen zu begeistern und das sollten wir auch weiterhin versuchen. Doch brauchen wir auch andere Rahmenbedingungen in den gesundheitlichen, pädagogischen und sozialen Branchen. Diese Aufwertung und Anerkennung der besonderen Leistungen würde nicht nur Frauen helfen, sondern auch das Interesse von Männern erhöhen, welches übrigens grundsätzlich vorhanden ist, wie eine IU-Studie gezeigt hat (darin gaben 65,5 % der befragten Schüler an, sich für soziale oder pädagogische Themen zu interessieren, 2023).